Die Kunst des Feedback-gebens

Feedback ist einer der wichtigsten Bestandteile unserer Kommunikation. Oft geben wir Feedback ganz unbewusst, teilweise, besonders im beruflichen Umfeld, aber auch sehr bewusst. Und sehr oft geht es gewaltig in die Hose. Chefs und Kollegen kritisieren oder nörgeln herum und erzeugen beim Feedback-Nehmer ein schlechtes Gefühl und hinterlassen ihn mit vielen Fragen aber keiner Lösung. Das Verhältnis verschlechtert sich, ein Lernen findet nicht statt. Oftmals dient das Feedback-geben eher der Entlastung des Feedback-Gebers nach dem Sinne "so, das musste mal raus!". Dabei wird viel Schaden angerichtet.
Im Gegensatz zum Dampf ablassen oder dem ungebetenen "mal die Meinung sagen" ist Feedback nämlich eigentlich die Kunst der konstruktiven Rückmeldung. Konstruktiv, weil ihr einziger Sinn sein soll, dass sich der Feedback-Nehmer sich weiterentwickelt.
Es gibt ein paar wenige, einfache Regeln, die man beim Feedback-geben berücksichtigen sollte. Hier sind sie, und ich kann jedem raten, sie einmal einzusetzen und zu vergleichen, welchen positiven Effekt das Gespräch beim Feedback-Nehmer (und bei Ihnen selbst!) hinterlässt, im Gegensatz zu einer Kommunikation, in der sie lediglich jemand anderes bewerten oder kritisieren.
1. Fragen Sie denjenigen, dem sie Feedback gegen wollen, ob er oder sie es haben will. Etwa so: "Ich habe mir ihre Präsentation eben angesehen und sie hat mir sehr gefallen. Mir ist aber auch etwas aufgefallen. Haben Sie Lust auf Feedback?"
2. Sie werden in 90% der Fälle ein ja und somit die Erlaubnis und Offenheit für Feedback als Antwort bekommen. Allein dadurch werden Sie sich selbst bewusster, was Sie nun sagen werden. Und das ist: Nur konkrete Beobachtungen werden kommentiert. Es werden keine Verallgemeinerungen vorgenommen. Verallgemeinerungen verletzen nämlich und sind in den allermeisten Fällen ohnehin übertrieben und unwahr.
3. Erwähnen Sie in jedem einzelnen Feedbackgespräch positive und negative Beobachtungen.
4. Deuten Sie einen konstruktiv gemeinten Verbesserungsvorschlag oder -ratschlag an. Toll ist, wenn er dem Feedback-Nehmer Raum lässt, er also recht offen formuliert ist. Vermeiden Sie dabei in jedem Fall Ich-Formulierungen wie "ich hätte es so und so gemacht". Damit erhöhen Sie sich über den anderen. Feedback wird jedoch zwischen Menschen gegeben, die sich auf einer Ebene befinden. Das gilt auch, wenn der Chef seinem Mitarbeiter Feedback gibt. Wenn er dies tut, handelt er für den Moment wie ein Coach und ist mit dem Mitarbeiter auf einer Hierarchieebene. Ein Chef muss nicht immer Feedback geben, er kann z.B. auch Anweisungen erteilen. Wenn er aber Feedback gibt, sollte er die einfachen Regeln hier beachten.
5. Wenn Sie das Feedback-Gespräch nach diesen Regeln geführt haben, wird sich der Feedback-Nehmer mit sehr großer Wahrscheinlichkeit von selbst bei Ihnen für das Feedback bedanken. Ein Beweis dafür, dass Ihr Feedback angekommen ist und die Basis dafür, dass beim Feedback-Nehmer ein Veränderungs- und Lernprozess angestoßen wurde. Durch das Gespräch hat sich das Verhältnis zwischen ihm und Ihnen verbessert und nicht verschlechtert!