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Coaching vs. „der gute Ratschlag“


Dr. Petra Bock

Gerade las ich wieder ein Interview mit einem sogenannten „Star-Coach“, der vor allem gute Tipps zur Lebensführung gab. Was man machen soll, damit man mehr Erfolg und mehr Lebensfreude habe. Eigentlich ganz ähnlich, wie die Millionen Glücksratgeber in Buchform, die es gibt, und die nicht aussterben, weil sie den Menschen anscheinend doch nicht zum ewigen Glück verhelfen - warum dann wieder einer neuer Ratgeber her muss.

Und da Coach ja keine geschützte Berufsbezeichnung ist (und „Star“ schon gar nicht) ist mir sehr wichtig, hier einmal zu erläutern, wie ich (und im Grunde alle seriösen Kollegen) coache. Ein Coach ist keiner, zu dem man mit einem Problem (wir Coaches sprechen lieber von „Thema“) kommt, und der einem dann sagt, was man machen soll. Diese Art Gespräch kennt man ja sowohl aus dem Privaten als auch aus dem Job. Gute Ratschläge sind überall. Sie werden aber nicht umgesetzt. Eine wirkliche Änderung von Handlungen und Einstellungen beruht auf eigenen Erkenntnis. Ratschläge, die von Außen kommen, können mal eine gute Anregung sein (genauso viele sind aber eher kontraproduktiv), aber grundsätzlich gilt, dass Dinge, die dem einen geholfen haben, beim anderen nicht unbedingt zum Erfolg führen.

Was tut der Coach also? Er hilft seinen Klienten, den eigenen Lösungsweg zu finden. Dies tut er vor allem, indem er im gemeinsamen, intensiven, wiederholten Gespräch, in dem verschiedene Tools und Techniken zur Anwendung kommen, den Klienten seine Vorstellung einer guten Lösung entwickeln lässt. Zunächst vielleicht als Traum, der aber mit der Umwelt in Einklang steht und sich auch im Einflussrahmen des Klienten befindet. Dann wird konkretisiert, aber immer in Hinblick auf die internen und externen Ressourcen, die dem Klienten zur Verfügung stehen.

Das ist dann wie eine Kurzzeittherapie für Menschen, die keine Therapie brauchen, weil sie keine Störung haben. Menschen, die Herausforderungen gegenüber stehen und diese erfolgreich meistern wollen. Das sind Sportler genauso wie Politiker oder Manager und Unternehmer - aber auch normale Menschen. Das ein oder andere Mal trifft man in solchen Gesprächen auch auf Selbstblockaden bei den Klienten, die erst beseitigt werden müssen. Oft stehen wir uns nämlich selbst im Weg, durch zu hohe Ansprüche oder dadurch, dass wir hohen Druck auf uns selbst ausüben, dass wir unsere Welt mit Hilfe von Glaubenssätzen ordnen, die eigentlich gar nicht mehr gelten, oder dass wir es z.B. anderen immer Recht machen wollen. Dann geht das Coaching-Gespräch vielleicht mal in die Nähe einer Therapie, bleibt dem „guten Ratschlag“ aber immer fern.

Vielleicht kann man einen guten, in meinen Augen „echten“ Coach daran erkennen, dass 90% von dem, was er in den Coaching-Gesprächen von sich gibt, Fragen sind. Und die restlichen 10% Zusammenfassungen dessen, was er vom Klienten verstanden hat. Wenn Sie also das nächste Mal etwas von einem Coach lesen oder hören, das nach einem ratschlag klingt - blättern Sie weiter.

Das alles habe ich von petra Bock gelernt - eine der wirklichen Coaching-Pioniere in Deutschland und vielleicht doch so etwas, wie ein „Coaching-Star“, auch, wenn ich mir da jetzt widerspreche. Foto oben!


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